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Transalp Pfitscher Joch

Durch das Zillertal in den Süden

Wer sich die Karte genau anschaut und versucht irgendwo zwischen dem Brenner und der Birnlücke mit dem Bike über die Alpen zu kommen, der oder die wird nicht um das Pfitscher Joch im Zillertal umher kommen. Die Tour zählt zweifelsfrei zu den bekanntesten Transalp-Routen Richtung Süden. Hoch geht es auf 2248 Meter und belohnt wirst du mit einer unglaublichen Aussicht, dem wunderschönen Zamser Grund vor dem Joch und dem malerischen Pfitschertal auf der Südtrioler Seite. Bevor du losstartest, solltest du auf jeden Fall abklären, ob die Strecke auch wirklich schon schneefrei ist. Natürlich gibt es noch mehr zu beachten. Wie zum Beispiel das Wetter, wie du aus meinem Bericht gleich erfahren wirst.

Transalp Überquerung mit dem Mountainbike über das Pfitscher Joch

Alpenüberquerung vom Brixental über das Zillertal zum Gardasee

So oder so ähnlich war zumindest der Plan meiner Bike-Transalp. Die Idee war eigentlich eine Art Abschiedstour von meinem knapp 20 Jahre altem Mountainbike. Der Mechaniker meines Vertrauens sagte mir ganz im Vertrauen, jeder Euro den ich da noch reinstecke, ist einer zu viel. Also heißt es wohl Abschied nehmen von einem Bike mit dem es von Salzburg samt Surfboard nach San Sebastian und auf viele weitere Touren ging.

Schlegeisspeicher Alpenüberquerrung über das Pfitscher Joch

Von Kirchberg aus wollte ich raus ins Inntal und wieder rein ins Zillertal. Dann hoch zum Schlegeisspeicher und runter ins Pfitschertal. Das ganze als klassische „Bikepacking-Tour“. Sprich mit allem dabei und draußen schlafen. Alles kein Problem hab ich mir gedacht, weil ich ja nagelneue Radlschuhe hatte. Meine Freundin meinte es sei keine gute Idee ungetragene Schuhe gleich für so eine Tour zu verwenden. Recht hatte sie, aber warum hat sie mir das nicht auch für meinen neuen Rucksack gesagt?

Sonnenaufgang im Inntal

Vom Gewitter Gejagt,
vom Rucksack erdrückt

4:30 Start in Kirchberg. Gewitter sind ab Mittag am Alpenhauptkamm vorhergesagt. Also ist der Plan relativ klar: so schnell wie möglich drüber über das Joch. Im Sommer, wenn die Sonne früh aufgeht und es in den Nächten nicht wirklich abkühlen, ist ein früher Tourstart ein wahrer Traum. Durch das Brixental geht es auf feinsten Radwegen raus nach Wörgl und getrieben von den ersten Sonnenstrahlen immer weiter dem Inn entlang.

Sonnenaufgang im Inntal Foto Thomas Kargl am Fahrrad bei einer Alpenüberquerrung

Rein ins Zillertal

Das Zillertal ist gewissermaßen eine geologische Besonderheit. Es schließt auf gleicher Höhe ab wie das Inntal. Das bedeutet es geht anfangs sehr flach dahin und man kann ordentlich Meter machen, aber Obacht, es zieht sich bis nach Mayrhofen. Gleich nach dem Ort zweigt die Straße ins Zemmtal (Ginzling) ab und wird schön langsam steil. Die Bergkulisse ist beeindruckend. Vorbei geht es an unzähligen Kletterfelsen und vorbei fahren auch unzählige „Schlegeisspeicher-Touristen“. Den entkommt man kurz vor der Mautstelle. Hier heißt es rechts abbiegen auf die Mountainbike-Strecke. Wer mit dem Gravelbike unterwegs ist sollte besser die richtige Übersetzung drauf haben. Dieser Streckenabschnitt ist steil.

Der Weg führt schließlich zurück auf die Straße und hoch zum Speicher. Hier oben herrscht so eine Art Safari-Stimmung. Menschen, die hier sehr hilflos wirken, bestaunen die unglaubliche Gletscherlandschaft nach dem sie die erste Übelkeit der kurvenreichen Autofahrt überwunden haben. Nach ein paar Fotos geht es für sie wieder runter zur nächsten Tankstelle. Ja – die Autokolonnen nerven mich etwas in dieser alpinen Umgebung.

Weg mit Kühen im Zamsergrund Richtung Pfitscher Joch
Alpenidylle pur im Zamser Grund
Pfitscherjoch mit Gletscherblick

Vom Schlegeisspeicher geht es mehr oder weniger gerade weiter, rein in den Zamser Grund. Ab jetzt ist endgültig Offroad angesagt. Den Weg teilst du dir mit Wanderern und Kühen. Das mit dem Offroad muss ich gleich mal wieder relativieren.

Pfitscher Joch mit dem E-Bike?

An Stellen, die zum Fahren zu steil sind wurden eigens Rollrinnen für Räder angebracht. Ich vermute E-Bikes sind zu schwer zum Tragen. An alle E-Biker: keine Sorge, hier kommt ihr drüber.

Die Lavitzalm könnt ihr besuchen oder einfach links umfahren. Dahinter öffnet sich eine wunderbare Hochebene. Spätestens hier werdet ihr auch die eine oder andere Alpenüberquerer-Gruppe wandernd sehen. Der Weg spaltet sich in einen steileren Wanderweg und den ebenfalls steilen Fahrweg auf. Der Blick richtet sich auf das Stampflkees. Der Gletscher hinterlässt zwei schön erkennbare Seitenmoränen.

Abfahrt nach Südtirol nach dem Pfitscherjoch
So startet der Weg nach dem Joch und geht ewig dahin.

Das Pfitscher Joch 2248

Das Joch selbst kommt plötzlich und eher unspektakulär daher. Von der Südtiroler Seite geht ein Forstweg bist zu Grenze hoch. Das Pfitscher Joch Haus ist hier gleich auf einem Vorsprung zu sehen. Café und Kuchen, wie das Schild anpreist, interessiert mich wenig im Vergleich zu der ewig langen Abfahrt die jetzt auf mich wartet. Aber spätestens jetzt muss ich mal erwähnen wie katastrophal schwer mein Rucksack inklusive Schlafsack und Schlafmatte ist. Die Rückenschmerzen waren zu dem Zeitpunkt schon relativ gut ausgeprägt und ich kann jedem nur empfehlen, nicht zu viel in den Rucksack zu packen. Gerade bei langen Strecken ist das letzte was ihr haben wollt Kreuzschmerzen.
Die Polizei die am Joch gerade noch patrouilliert hat und vor mir fuhr, hat mich extra vorbei fahren lassen. Ich vermute mal da sind ebenfalls MTBiker im Fiat Panda gesessen.

Blick in das Pfitschertal auf der Fahrradstrecke nach Südtirol. Am Ende des Tals liegt Sterzing.

Pfitscher tal, Eisack Tal, Bozen und ab nach hause

Was soll ich sagen, das Pfitscher Tal erwartet dich mit einer grandiosen Landschaft. Nach der MTB Abfahrt kommt man auf die Straße die immer wieder ein paar kurze Anstiege dabei hat. Es geht raus nach Sterzing, bzw. links davon vorbei, direkt auf den Eisack zu. Der Blick zurück zeigt böse Quellwolken und der Geruch ist typisch für Sommergewitter. Einmal am Eisacktal-Radweg angekommen, ist die Beschilderung top und man kann wieder richtig Meter machen. Für mich ging es noch bis Bozen. Bis dorthin hat sich das Gewitter und die Schmerzen in meinem Rücken mächtig aufgebaut. Bei Gewitter schläft es sich nicht gut im Freien, war meine bequeme Ausrede um in den Zug zu steigen. Weiterzufahren und es noch bis zum Gardasee durchzuziehen wäre die unbequeme Variante gewesen. Kaum im Zug hingesetzt, setzte draußen eine Weltuntergangstimmung ein die ihresgleichen suchte. Manchmal ist bequem die schlauere Variante.

Oder doch über die Brinlücke im Krimmlertal? Hier geht es zu meinem Bericht.


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